Sie übernehmen eine Praxis mit papiergebundener Krankengeschichte und wollen diese zukünftig elektronisch führen? Zwei Drittel der Ärztinnen und Ärzte haben den Weg zu einer digitalen KG schon beschritten und sind von den zahlreichen Vorteilen überzeugt. Wir zeigen konkret auf, wie Sie vorgehen können und was Sie beim Wechsel dabei unbedingt berücksichtigen sollten.
Der Weg zur digitalen und prozessübergreifenden Zusammenarbeit
Die Digitalisierung der Praxis-Administration, z.B. die elektronische Abrechnung, begann vor über 20 Jahren und ist heute nahezu flächendeckend abgeschlossen. Die Einführung der elektronischen Krankengeschichte ist in 66% der Arztpraxen vollzogen und bindet Lieferanten, Labore und medizinische Geräte an die Praxissoftware an. 68% dieser Ärztinnen und Ärzte sind dabei sehr zufrieden oder eher zufrieden. (Swiss eHealth Barometer 2020). Ein starkes Indiz für den grossen Nutzen der elektronischen Krankengeschichte.
Hinsichtlich der digitalen Kollaboration – der nahtlosen und prozessübergreifenden Zusammenarbeit – mit Stellen, die mit Patienten-, Klienten- und Bewohnerdaten arbeiten, stehen Datenschutzbedenken bei 46% der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte entgegen (Swiss eHealth Barometer 2020). Dazu kommen zunehmende Cyber-Bedrohungsszenarien wie zum Beispiel Ransomware oder Social Hacking. Um diese Bedenken auszuräumen, gilt der datenschutzkonformen sicheren Datenspeicherung und dem verschlüsselten Datenverkehr ein besonderes Augenmerk.
Weiter zeigt sich seit Ausbruch der Corona-Pandemie eine neue Dynamik in der Digitalisierung. Patientendaten müssen schnell und sicher an Behörden und Fachspezialisten übermittelt werden können. Digitale Angebote wie. Online-Terminbuchungen, Videosprechstunden helfen auch die aktuellen Herausforderungen besser zu bewältigen.
Patienten wünschen Digitalisierung
Die Studie FMH Digital Trends Survey 2019 zeigt: Patientinnen und Patienten sind im Vergleich zur Ärzteschaft deutlich stärker an digitalen Angeboten interessiert. So sind 62% der Bevölkerung vom Nutzen der Digitalisierung im Gesundheitswesen überzeugt. Dabei stehen Möglichkeiten zur online Terminvereinbarung auf der Wunschliste und 50% der Befragten zeigt Bereitschaft zur Nutzung z.B. von Video-Konsultationen.
46% der Ärzteschaft, sehen durchaus den Mehrwert der Digitalisierung für die Patienten. (FMH/KPMG «Die Digitalisierung aus Ärztesicht /Teil II», 2018). Mit digitalen Angeboten vermitteln Sie Ihren Patienten also ein modernes Bild Ihrer Praxis und fördern die Patientenbindung und Weiterempfehlungsrate.
Für weitere Details empfehlen wir Ihnen die Lektüre der drei erwähnten Studien.
Elektronische Krankengeschichte bringt viele Vorteile
Es gibt gute Gründe für die elektronische Krankengeschichte und den Einsatz weiterer digitaler Angebote:
- Durchgängige, standardisierte Praxis-Prozesse mit reduziertem Fehlerpotenzial
- Strukturierte Dokumentation von Diagnose, Therapie, Medikation
- Schneller Zugriff auf medizinische und Patientendaten mit Zugriffsrechten
- Medizinische Geräte wie Laborgeräte, Röntgen oder Ultraschall etc können in den digitalen Prozess eingebunden werden.
- Statistisch auswertbare und suchbare medizinische Informationen (z.B. bestimmte Diagnosen)
- Steigerung Patientenzufriedenheit
- Positionierung als attraktiver Arbeitgeber mit moderner Praxissoftware
- Home-Office Arbeitsplätze bei cloudbasierter Praxissoftware
Für die integrierte Vernetzung im medizinischen Ökosystem der Arztpraxis sprechen
- Integrierte Patientenversorgung durch sicheren, schnellen Austausch von Behandlungsdaten
- Standardisierte, sichere Prozesse ohne Systembrüche
- Geringere Fehlerquoten (z.B. bei Überweisungen, Berichtsversand/-empfang, Laborbeauftragungen etc.)
- Erleichtert Rechnungsversand und Mahnwesen
- Einbindung der Patienten (Online-Terminanbindung, digitaler Check-In etc)amétiq siMed – mit unserer Checkliste gelingt der Wechsel zur digitalen Krankengeschichte.
Der Weg zur digitalen Krankengeschichte
Wenn Sie eine Praxis mit Papier-Krankengeschichte übernehmen und diese in eine elektronische KG überführen werden, stehen viele Fragen im Raum.
Welche Software? Was darf sie kosten? Wie gelingt die erfolgreiche Einführung? Diese unternehmerischen Entscheidungen müssen wohl überlegt sein, damit das Projekt der Digitalisierung zum Erfolg wird.
1. Grundlagen und Planung erarbeiten
Beantworten Sie hierfür zuerst grundlegende Fragen, für einen guten Überblick über den aktuellen Status. Die Antworten helfen auch beim Austausch mit Software-Anbietern. Eine entsprechende Checkliste steht hier für Sie bereit:
2. Ziele definieren
Bei Praxisübernahme sollte an erster Stelle die Optimierung und Standardisierung Ihrer Praxisprozesse stehen. Da digitale Prozesse künftig analoge ablösen, wird die Arbeit am Computer zunehmen. Dies relativiert sich aber in der weiteren Verarbeitung der Daten wieder. Achten Sie darauf, dass Sie der Look & Feel der Software anspricht, denn Sie müssen gerne mit Ihrer neuen Software arbeiten. Berücksichtigen Sie bei Ihrer Auswahl innovative Anbieter, die Ihnen auch Lösungen für die Vernetzung und prozessübergreifende Kollaboration im medizinischen Ökosystem bieten. Mit einer cloudbasierten Software-as-a-Service Lösung reduzieren Sie zudem die IT-Komplexität in Ihrer Praxis und senken die Investitionskosten beim Praxisstart. Ausserdem zahlt eine cloudbasierte Lösung eindeutig auf das Konto Datensicherheit ein, denn der Anbieter übernimmt hier, im Gegensatz zur lokalen Lösung, einen grossen Teil der Verantwortung für die sichere Speicherung und die verschlüsselte Übertragung der Daten.
3. Verschaffen Sie sich den Marktüberblick
Suchen Sie zunächst in Ihrem persönlichen Umfeld nach Referenzen und Erfahrungsberichten, z.B. bei Kollegen Ihrer Fachrichtung. Auch auf Anbieter-Websites werden Sie fündig.
Setzen Sie Ihre Recherche bei unabhängigen Institutionen fort (Beratungsunternehmen wie Federer & Partners, FMH Softwarekatalog und FMH Praxiscomputer-Workshops, Ärztegesellschaften etc.). Behalten Sie bei Ihrer Suche immer die gesamte Lösung im Blick – nicht nur einzelne Funktionen – denn das komplette Paket muss zu Ihren Anforderungen passen.
Nach Software-Demos und Angeboten der Anbieter ist eine Aufstellung der Projekt- und Software-Gebühren sinnvoll. Denken Sie hierbei unbedingt auch an jedes weitere Tool. Sie schwanken noch zwischen lokaler und cloudbasierter Lösung? Berücksichtigen Sie die zusätzlichen Kosten von lokalen Lösungen: Server- und Backup-Infrastruktur, Erweiterungen der Serverkapazitäten, Betreuung des Servers und Aktualisierung der Software durch externe IT-Spezialisten wie z.B. für die Einhaltung der Server-Sicherheit, regelmässige Audits von Datensicherheits-Standards, Kosten für Fernzugriff via VPN, Kosten bei allfälligem Ausfall des lokalen Servers etc. Diese Kosten entfallen in der Cloud, da die Software automatisch immer auf dem aktuellen Stand ist und der Anbieter für Backups und die sichere Aufbewahrung der Patientendaten sorgt.
Früher war es üblich, dass die lokale IT-Infrastruktur durch den Praxisinhaber oder Bekannte betreut wurde. Diese Zeiten sind aufgrund vieler Faktoren vorbei. Gehen Sie, wie in der Medizin, zum Fachspezialisten, also einer professionellen IT-Firma und vertrauen Sie dieser Arbeitsplätze und Netzwerk an. Bitte beachten Sie auch unbedingt die elf Empfehlungen der FMH zum IT-Grundschutz.
Eine Cyberversicherung ist generell sinnvoll und gehört in jedem Fall in Ihre Kostenaufstellung, egal ob lokale oder Cloud-Lösung.
Wie entscheide ich mich für die richtige Software?
Haben Sie erste Präferenzen für Software-Kandidaten, bedenken Sie, dass Sie eine langfristige Partnerschaft mit dem Software-Anbieter eingehen. Handfeste Kriterien helfen Ihnen, Anbieter und Software besser zu beurteilen. Eine Checkliste dient Ihnen sehr gut als Leitfaden und Entscheidungshilfe bei den Gesprächen mit einzelnen Anbietern:
Abschliessend bleibt festzuhalten, dass es sich bei Fragen zur Praxis- IT verhält, wie bei Fragen zur Gesundheit: Am besten ist man bei Spezialisten aufgehoben. Vertrauen Sie die Datensicherheit wie auch Ihre lokale IT-Infrastruktur spezialisierten Unternehmen an. Damit haben Sie mehr Zeit für das Wesentliche: Ihre Patienten.